Im Wald

Im Wald – Der Weg des Holzes

Vor zwei Jahren verbrachte Simon fastend vier Tage und Nächte alleine im Wald. Er ging damit einem Ritual nach, das indigene Völker seit Jahrtausenden vollziehen. In diesem Konzert schildert er die tiefen Erfahrungen, die er im Wald gemacht hat. Im Land der Seele begegnete er dem Leben und dem Tod. Um die tranceartigen Zustände wiedergeben zu können, geht er musikalisch neue Wege und wendet sich dem Blues zu.

05.10.25 Konstanz, Kulturzentrum K9, 18.00 Uhr – Uraufführung
04.04.26 Konstanz, Lutherkirche, 17.00 Uhr

Was erwartet euch?

Visionssuche

„Seit Jahrtausenden gibt es bei indigenen Völkern einen Initiationsritus: ein Mensch geht fastend für vier Tage und Nächte allein in den Wald. Dabei begegnen ihm Dinge, die lebensverändernd sein können. Ich war mit meiner Frau Susan in einer Waldzeitgruppe von zehn Personen, die von drei erfahrenen Naturcoach:innen vorbereitet, getragen und nachbereitet wurde. Die Walderfahrung machten wir jedoch ganz allein.“

Holz als Stoff

„Holz ist für die Menschheit ein besonderes Material. Mit Holz kann man Feuer machen und es in Gang halten. Holz ist ein regenerativer Naturstoff, der auch in unserem heutigen Alltag eine große Rolle spielt. In der chinesischen Kultur gilt Holz sogar als das fünfte Element. Im Wald begegnet man lebendem Holz, das wächst und Totholz, das zerfällt. Die unmittelbare Erfahrung dieses Zusammenspiels von Leben und Tod kann bewirken, dass ein Mensch sich im ewigen Kreislauf von Stirb und Werde verorten kann. Sind wir nicht aus dem gleichen Holz geschnitzt, indem wir im Leben wachsen und im Tod wieder vergehen?“

Pinocchio, die Waldfee und die Anderswelt

„Meine Identifikation mit dem Holz brachte mich zu dem Kinderbuch Pinocchio, in dem aus einem Holzscheit eine Puppe geschnitzt wird, die nach vielen Wirren von einer Waldfee in einen Menschen aus Fleisch und Blut verwandelt wird. Wir kennen den Ausdruck „Holla, die Waldfee!“ Wahrscheinlich handelt es sich hier um Frau Holle: die gütige Mutter Natur, die in einer Anderswelt lebt: ein Reich, in dem Tiere, Pflanzen und sogar Steine sprechen können. In unseren Träumen und im Märchen ist uns diese Welt noch zugänglich und als Kind war sie uns selbstverständlich. Im Wald kann diese kindliche zauberische Welt als Wirklichkeit erinnert werden. Man könnte die Anderswelt auch als das Land der Seele bezeichnen, wo das Numen wohnt (gestaltlos göttliches Handeln).“

Trance, Blues und das Paradoxe

„Ich erlebte meine Zeit im Wald als einen Trancezustand. Diese Trance lässt sich musikalisch am besten im Blues wiedergeben. Deshalb gehe ich in diesem Konzert musikalisch neue Wege mit Sprechgesang und bluesigen Songs. Die Herkunft des Volksliedes „Jetzt fahr‘n wir über‘n See“ aus dem 19. Jahrhundert ist ungeklärt. Textlich versuche ich wie gewohnt die Paradoxien des Lebens durch das Schillern mehrdeutiger Wörter zur Sprache zu bringen.“

Literatur

Seghezzi, Ursula. Im Land der Seele. 2015
Seghezzi, Ursula und David. Vom Zauber der Naturmystik. 2020